Text zur Redoute entnommen der Günnewig Homepage

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Die Godesberger Redoute wurde von dem Kölner Kurfürsten Max Franz (1756-1801)
als Repräsentationsbau für Musik, Theater, Tanz und Spiel errichtet.

Max Franz, Sohn der Kaiserin Maria Theresia, der in Bonn residierte, erfuhr, dass die Quelle in Godesberg Heilkraft besitzt. Er ließ ein Brunnenhaus bauen, sein Gartenmeister Lenné schuf Alleen, Promenaden und Gärten. Um das Heilbad mit einem attraktiven Bau für Kultur und Geselligkeit auszustatten, erteilte der Kurfürst 1790 den Architekten Vater und Sohn Leydel den Bauauftrag. „Redoute,“ so schreibt ein altes Lexikon, „heißt zu Venedig und an allen Orten, wo ein Carneval oder Fastnachts-Lust gehalten wird, derjenige Platz, allwo man vermasquiret zusammenkommt, um zu tantzen, zu spielen und andere Lustbarkeit zu treiben“. Die Redoute, nach Konservator Renard ein in seiner Größe bescheidener, in seinen Formen aber edler und geschmackvoller Bau, beendet die Reihe kurkölnischer Gartenschlösser und zeugt noch einmal vom Bemühen des 18. Jh., Architektur und Natur in harmonische Verbindung zu bringen.

Die Redoute weist typische Merkmale des Spätbarocks auf mit einem von Pilastern dreigeteilten Mitteltrakt mit 3 hohen Glastüren; er trägt eine Attika, die von 6 überlebensgroßen Statuen gekrönt ist. Sie symbolisieren die Musen, denen in der Redoute gehuldigt wird, Tanz, Gesang, Bildende Kunst, Musik, Wissenschaft und Dichtkunst. Schmuckstück im Innern ist der Beethovensaal. Der 600 qm große Raum, dessen Gartenseite durch Glastüren mit Rundbögen gegliedert ist, denen auf der Gegenseite die Saaltüren und 2 Spiegel entsprechen, erhielt seinen eigentlichen Charakter durch die hervorragende Stuckarchitektur. Sie hebt sich in klassizistischer Linienführung von den lichtblau getönten Wandflächen ab.

Im Mai 1792 begann die Redoute ihr Dasein mit glanzvoller Geselligkeit: Bälle, Glücksspiel, Aufführungen von Oper, Schauspiel und Ballett und Konzerte des Kurfürstlichen Hoforchesters, in dem Beethoven, 22 Jahre alt, Violine und Bratsche spielte. Im Juli 1792 gab das Orchester Josef Haydn ein Frühstück in der Redoute, Beethoven spielte ihm vor und legte ihm seine „Cantate auf den Tod Kaiser Josephs II.“ vor. Eine Stele im Redoutenpark erinnert an diese Begegnung. 1793 fand die deutsche Erstaufführung von Mozarts „Zauberflöte“ in der Redoute statt. Im gleichen Jahr war Beethoven Haydns Schüler in Wien.

Im Herbst 1794 floh der Kurfürst vor französischen Revolutionstruppen; die Redoute ging in Privatbesitz über, wohlhabende Bürger füllten die Lücke, die die Hofgesellschaft hinterließ. 1815 schloss die Preußische Regierung die Spielbank; für fast 4 Jahrzehnte war die Redoute Sommerhaus, Gemäldegalerie und Mädchenpensionat. 1853 erwarb sie Elise Deichmann als Sommerhaus für Prinzessin Augusta von Preußen, die spätere Kaiserin.

Ihr Schwiegersohn Wendelstadt bezog die Gärten der angrenzenden „Weißen Häuser“ in den Park ein, der Gartenmeister des Königs in Hannover gestaltete ihn im englischen Stil; Wendelstadt schmückte ihn mit einem prächtigen Barocktor, das beim Bau des Kölner Hauptbahnhofs seinen Standort verloren hatte. Die Redoute wurde unter der kunstsinnigen Familie zum Ort der Musikpflege; oft konzertierten Clara Schumann und Johannes Brahms.

1920 erwarb die Stadt Godesberg die Redoute; der Plan, an der Rückseite einen Theater- und Konzertbau zu errichten, der ihren Charakter verändert hätte, scheiterte an der Finanzierung, doch wurde sie modernisiert und um einen Saal erweitert (1924-26). Nur knapp 20 Jahre konnten sich Bad Godesbergs Bürger ihres Kleinods freuen; es kam der Krieg.

Nach dem Einmarsch der Alliierten ging die Redoute im Mai 1945 in die Hand der britischen Besatzungsmacht über, die darin einen Offiziersclub eröffnete. Als Bonn Bundeshauptstadt wurde, nutzte sie die Alliierte Hohe Kommission ab September 1949 weiter als Club. 1953 wurde er in einen Club des Diplomatischen Corps umgewandelt, der auch Deutschen offen stand. Im gleichen Jahr sicherte sich das Auswärtige Amt die Redoute für seine repräsentativen Veranstaltungen. Damit begann die glanzvollste Zeit der Redoute als Ort großer Staatsereignisse. Die Bundesregierung empfing dort ihre Gäste, dort fand der Neujahrsempfang des Bundespräsidenten statt, Botschafter begingen dort ihre Nationalfeiertage.

Wegen des schlechten Bauzustandes musste die Redoute 1972 vorübergehend geschlossen und in enger Abstimmung mit dem Landeskonservator grundlegend restauriert werden. Zur Ergänzung der Architektur erhielten der Beethovensaal, die Eingangshalle und der Gelbe Salon einzelne Sitzgruppen im Stil Louis XIV. Eines braucht man seither nicht mehr zu befürchten: durch das Guckloch der kurfürstlichen Geheimpolizei beobachtet zu werden. Durch eine Tapetentür im ersten Obergeschoss gelangte sie früher in einen in der Wand eingelassenen Beobachtungsstand. Von dort aus konnte sie den Beethovensaal durch ein in den üppigen Stuckornamenten geschickt verstecktes Guckloch übersehen. Bei den Restaurierungsarbeiten wurde dieses Relikt kurfürstlicher Agententätigkeit jedoch beseitigt: Der geheime Beobachtungsposten musste den Rohren der Klimaanlage weichen. Seit dem Abschluss der Restaurierung im Jahre 1976 sind die Günnewig Hotels & Restaurants Pächter der Redoute, in der in dieser Zeit zahlreiche Staatsempfänge und weitere Veranstaltungen der Bundesregierung stattfanden.

Entnommen der Günnewig Homepage
Bildquelle: Herbert Füsgen, Internationaler Club La Redoute, Foto Klein

 
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